BeWoMAX: WG mit Mehrwert - aber ohne Kaninchen!

21.11.2022 CJD Rhein-Pfalz/Nordbaden CJD Maximiliansau « zur Übersicht

In Deutschland verlassen jährlich 150.000 junge Menschen Angebote der Jugendhilfe (Quelle Careleaver e.V.). Viele davon haben über längere Zeit in Wohngruppen der stationären Jugendhilfe gelebt, wo immer ein Ansprechpartner vor Ort ist und die Verantwortung trägt, ähnlich wie in einer Familie.

Und natürlich wollen und müssen auch Jugendliche aus Wohngruppen irgendwann in ein eigenständiges Leben starten. Allerdings sind sie im Vergleich zu Gleichaltrigen, die in Familien aufgewachsen sind, durch ihre früheren belastenden Erfahrungen häufiger von psychischen Krankheiten betroffen und anfälliger für Suchtmittelkonsum. Für sie ist der Auszug also eine besondere Herausforderung. Ein sanfter Übergang in die Selbständigkeit ist wichtig, damit die vielen großen und kleinen Anforderungen, die mit dem Auszug einhergehen, keinen Rückfall in alte Verhaltensweisen auslösen.

Deshalb bietet das CJD in Wörth-Maximiliansau in Absprache mit dem Kreisjugendamt seit Oktober einen begleiteten Übergang in die Eigenständigkeit: BeWoMAX. In kleinen Reihenhäusern am Rhein, ganz in der Nähe des Maximilian Centers, gibt es acht Plätze in zwei Vierer-WGs. Die Bewohner*innen organisieren ihren Alltag selbständig, aber von Montag bis Freitag sind nachmittags und abends pädagogische Fachkräfte vor Ort – und ansonsten immer telefonisch erreichbar. Sie beraten bei all den Fragen, die in dieser Lebensphase zwangsläufig anfallen, unterstützen bei Behördengängen, Rückschlägen oder Beziehungskrisen und sorgen dafür, dass die Bewohner*innen sich auf ihre schulisch-berufliche Zukunft konzentrieren können. Bei sich abzeichnenden psychischen Schwierigkeiten können sie frühzeitig eingreifen. 

Die kleinen WGs sind auch ein wichtiges Übungsfeld für später, egal ob der nächste Schritt eine WG oder eine Wohnung zu zweit oder auch allein ist. Denn das Ziel ist, dass die Bewohner*innen die Betreuung nicht mehr brauchen. Deshalb ist das Leben nach dem Auszug von Anfang an ein Thema. Bis es soweit ist, wird an „Baustellen“ wie der Ausbildungssuche, Schulden und Krisenbewältigung etc. gearbeitet.

Die ersten drei Bewohnerinnen sind im Oktober und November eingezogen und am 17. November gab es eine kleine Einweihungsfeier. Vertreter von Jugendamt und CJD und natürlich die drei Bewohnerinnen waren da. Man konnte die frisch renovierten Räume besichtigen. Jede WG hat vier Zimmer, eine Küche, zwei Bäder, zwei Toiletten ein Wohn-Esszimmer und eine Küche. Dazu kommt ein kleiner Garten, Umbau und Einrichtung wurden mit einer Spende der CJD Kinder- und Jugendstiftung Schopfstiftung Nr.6 gefördert.

Wer schon mal in einer WG gewohnt hat, weiß, dass man hier lernt, sich zu organisieren und Kompromisse zu finden. Sei es der Putzplan, das vergessene Klopapier oder die Lautstärke der Musik. Deshalb gibt es einen WG-Abend pro Woche, da werden Fragen besprochen, bevor die Stimmung kippt.

Und die Stimmung ist gut - auch wenn das Kaninchengehege, das sich eine Bewohnerin so sehr wünscht, zumindest vorerst nicht kommen wird.